Studie in Nature Geoscience: Klimamodelle laufen zu heiß, 1,5-Gradziel kann auch mit dreifacher Menge an CO2-Emissionen erreicht werden

Am 19. September 2017 musste die Aktivistenplattform ‚Klimaretter‚ über ihren Schatten springen und zur Abwechslung eine gute Nachricht an seine Leser weitergeben:

CO₂-Budget könnte länger reichen
Eine neue Studie schlägt hohe Wellen auch über Fachkreise hinaus. Laut dem Papier, das ein Forscherteam um Richard Millar von der Universität Oxford im Fachmagazin Nature Geoscience publiziert hat, bleiben der Menschheit immer noch rund 20 Jahre, bis das CO2-Budget für das 1,5-Grad-Ziel aufgebraucht und die Schwelle zu einem gefährlichen Klimawandel überschritten wäre. Dieses Ergebnis ist äußerst ungewöhnlich. Denn bislang wird angenommen, dass nur noch wenige Jahre bleiben, bis das 1,5-Grad-Limit geknackt wird. Bei einem mittleren Szenario wären es nach bisherigen Berechnungen weniger als zwei Jahre, bei einem optimistischen Szenario gut vier Jahre und bei einem pessimistischen Szenario sogar nur noch fünf Monate. Die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen wäre also kaum noch möglich. Die neue Studie stellt diese Annahmen nun auf den Kopf.

Weiterlesen beim Klimaretter.

Man muss dem Klimaretter-Team schon dankbar sein, dass sie die Publikation vorgestellt haben, denn der Abstract des Papers in Nature Geoscience liest sich doch etwas sperrig:

Emission budgets and pathways consistent with limiting warming to 1.5 °C
The Paris Agreement has opened debate on whether limiting warming to 1.5 °C is compatible with current emission pledges and warming of about 0.9 °C from the mid-nineteenth century to the present decade. We show that limiting cumulative post-2015 CO2 emissions to about 200 GtC would limit post-2015 warming to less than 0.6 °C in 66% of Earth system model members of the CMIP5 ensemble with no mitigation of other climate drivers, increasing to 240 GtC with ambitious non-CO2 mitigation. We combine a simple climate–carbon-cycle model with estimated ranges for key climate system properties from the IPCC Fifth Assessment Report. Assuming emissions peak and decline to below current levels by 2030, and continue thereafter on a much steeper decline, which would be historically unprecedented but consistent with a standard ambitious mitigation scenario (RCP2.6), results in a likely range of peak warming of 1.2–2.0 °C above the mid-nineteenth century. If CO2 emissions are continuously adjusted over time to limit 2100 warming to 1.5 °C, with ambitious non-CO2 mitigation, net future cumulative CO2 emissions are unlikely to prove less than 250 GtC and unlikely greater than 540 GtC. Hence, limiting warming to 1.5 °C is not yet a geophysical impossibility, but is likely to require delivery on strengthened pledges for 2030 followed by challengingly deep and rapid mitigation. Strengthening near-term emissions reductions would hedge against a high climate response or subsequent reduction rates proving economically, technically or politically unfeasible.

Um die Materie etwas benutzerfreundlicher und zugänglicher zu machen, erschien paralell dazu in Nature auch eine populärwissenschaftliche Zusammenfassung der Studie durch Jeff Tollefson:

Limiting global warming to 1.5 °C may still be possible
Analysis suggests that researchers have underestimated how much carbon humanity can emit before reaching this level of warming.

A team of climate scientists has delivered a rare bit of good news: it could be easier than previously thought to limit global warming to 1.5 °C above pre-industrial levels, as called for in the 2015 Paris climate agreement. But even if the team is right — and some researchers are already questioning the conclusions — heroic efforts to curb greenhouse-gas emissions will still be necessary to limit warming. Published on 18 September in Nature Geoscience1, the analysis focuses in part on the fact that global climate models used in the 2013 report from the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) tend to overestimate the extent of warming that has already occurred. After adjusting for that discrepancy and running further models, the authors of the latest study found that the amount of carbon that humanity can emit from 2015 onward while holding temperatures below 1.5 °C is nearly three times greater than estimated by the IPCC — or even larger if there is aggressive action on greenhouse gases beyond carbon dioxide. The implications for global policymakers are significant.

Weiterlesen in Nature

Im Prinzip hat man nun endlich die Realitäten erkannt und die überhitzten Klimamodelle ein Stück weit zurückgefahren. Die Erwärmungspause 2000-2014 hat Wirkung gezeigt und zu einer Revision der Prognosen geführt. Die Menschheit könne nun dreimal mehr CO2 ausstoßen als zuvor gedacht, um das 1,5°C-Ziel noch zu erreichen. Die Sunday Times berichtete über die Studie und drückte ihre Skepsis über die Klimamodellirer aus, die nun mit reichlicher Verspätung Defizite einräumen, jedoch zuvor noch jeden scharf angegriffen hatten, die Kritik äußerten. Siehe auch Ross McKittricks Diskussion auf Climate Etc.

Natürlich waren die Vertreter der harten Klimalinie nicht froh über das neue Paper, da es ihre extremen Alarmszenarien in Frage stellt. Sie lehnen die neuen Zahlen aus naheliegenden Gründen kategorisch ab, was Politikentscheider und Bevölkerung in ein Dilemma stürzt, wie Volker Dambeck in Spiegel Online darlegt:

Für Politiker und Bürger erweist sich die Debatte um das CO2-Budget der Menschheit als schwierig. Wem soll man nun glauben, wenn man Ziele von Paris noch erreichen will? Die einen empfehlen 600 Gigatonnen für 1,5 Grad, die anderen 800 für 1,5 Grad, der Wert könnte jedoch auch bei 150 oder 1050 liegen! Es gibt sogar noch eine weitere Unsicherheit, die zwar beileibe nicht so groß ist, aber immerhin das Zwei-Grad-Ziel betrifft. Laut dem Pariser Klimaabkommen wird der Temperaturanstieg im Vergleich zur vorindustriellen Zeit gemessen. Zwei Grad – das ist an sich eine präzise Angabe, der Begriff der vorindustriellen Zeit hingegen nicht. Zum einen ist unklar, wann genau denn nun diese vorindustrielle Zeit geendet haben soll. 1780? Oder 1880? Zum anderen sind sich Klimaforscher uneins, wie hoch die Durchschnittstemperatur auf der Erde von 150 oder 200 Jahren war. Für Regionen wie die Arktis fehlen Messdaten – die Temperaturen werden dann mit Modellen berechnet – mit je nach Modell etwas anderen Ergebnissen.

Ganzen Artikel auf Spiegel Online lesen.

Man muss sogar noch weiter zurück gehen, denn 150, 200 Jahre reichen nicht. Bei Berücksichtigung der letzten 2000 Jahre liegt die mittlere Temperatur nämlich viel höher, etwa auf dem Niveau von 1950. Wäre dies nicht ein viel geeigneteres Null-Niveau der Debatte? Aber dann müsste man die schönen Temperaturziele alle umbenennen, denn das obere Limit sollte natürlich bleiben, das im Fall des 2-Gradziels der Temperatur aus der letzten Warmphase vor 120.000 Jahren, dem Eem, entspricht.

 

Siehe auch Berichte in The Australian, GWPF, Investor's Business Daily, Daily Caller

 

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